Anja Harms: Ingeborg Bachmann untergegangen

BuchDruckKunst 2024: Unterwegs im Büchermeer

Hamburg als Austragungsort der Messe für Erlesenes auf Papier legt es nahe, Motive mit maritimen Bezug zu gestalten. In diesem Jahr ist es ein abstrakt gehaltenes Gefährt, das über die sonnen(oder mond?)beschienene Wasseroberfläche gleitet. Ein Horizont ist nicht erkennbar, das Boot – oder sind es aufgeschlagene Buchseiten? – schwebt direkt in das Blickfeld des Betrachters.

Anja Harms setzt damit Anliegen der Messe in eine poetische, stark abstrahierende und dennoch konkrete Form um, die typisch für die Arbeitsweise der Künstlerin ist. Die Grafik-Designerin erhielt für ihre Buchgestaltungen zahlreiche Preise und Auszeichnungen, ihre Künstlerbücher sind in vielen nationalen und internationalen Sammlungen vertreten, u.a. in der Tate Gallery, dem Victoria & Albert Museum und der Bibliothek des Museum of Modern Art.

Im Zeitalter digitaler Medien, ja eines andauerenden Tsunamis an Bildern und Informationen, scheint die Metapher vom Büchermeer etwas antiquiert. Zumal das jährliche Druckvolumen und die Auflagen beständig sinken. Dennoch ist das Bedürfnis, ein Buch in die Hand zu nehmen, darin zu blättern, Einband und Seiten zu fühlen, nicht ganz totzukriegen. Und die Anzahl von Gestaltern, die sich speziell in und mit diesem Medium ausdrücken möchten, wächst beständig.

Die BuchDruckKunst präsentiert mit über 60 Ausstellern und Editionen nicht nur unterschiedliche grafische Techniken, sondern auch neue Herangehensweisen und Vermittlungsformen:

Susanne Kauth betreibt in der Regensburger Altstadt ihr Ladenlokal »Blinkfüer Handdruck«, in dem sie ihre selbst gestalteten Papiere, Land- und Seekarten, Federn, Stoffe und Notizbücher anbietet. Blinkfüer ist das plattdeutsche Wort für Leuchtturm, denn als Kind hatte die gebürtige Lübeckerin den festen Plan Leuchtturmwärtern zu werden. Als Kooperationspartnerin der Buchkinder Leipzig e.V. können in ihrem Atelier auch Druckkurse für Kinder und Jugendliche gebucht werden.

Katja Labedzki und Sebastian Haack bieten in ihrem Buchdruckatelier »38Punkt« in Halle Workshops im Handsatz, Hochdruck, Bucheinband und Siebdruck an. Darüber hinaus entstehen viele originelle Drucksachen, die sie zum ersten Mal im Museum der Arbeit präsentieren werden.

Axel und Sabine Stiehler führen in Bremen die Buchhandlung »Logbuch«, in der nicht nur auf spannende und bewegende Lektüre, sondern auch auf gute Gestaltung und besondere Ausstattung Wert gelegt wird. Kurz danach entstand der hauseigene Logbuch-Verlag, in dem kleine Publikationen besonderen literarischen Texten erscheinen. Während der Inhalt im Offsetdruck produziert wird, werden die Umschläge und z.T. auch grafische Beilagen von Axel Stiehler im Buchdruck auf einem Bostontiegel gedruckt. Im zehnten Jahr seit Verlagsgründung wird »Logbuch« erstmals auf der BuchDruckKunst vertreten sein.

Die »Bücherkinder Brandenburg« wurden von dem Kunstpädagogen Armin Schubert ins Leben gerufen. Seine Idee:Kinder beschäftigen sich ein Jahr lang mit einem Thema. In der kreativen Auseinandersetzung mit Originaltexten und -illustrationen wächst das Verständnis für Literatur, für Geschichten, für Bilder. Die Kinder recherchieren, diskutieren, zeichnen und dichten. Sie probieren originalgrafische Drucktechniken wie Linolschnitt, Radierung und Siebdruck. Am Ende mündet alles in einem hochwertigen Buch.

Im Foyer der Neuen Fabrik sind die »Meister der Einbandkunst« mit aktuellen Werken und die Büchergilde Hamburg mit Vorzugsausgaben vertreten. Die Hamburger Traditionsfirma Schmedt liefert nicht nur Maschinen und Zubehör für die Buchproduktion, sondern ist sehr in sozialen Projekten engagiert. Im vergangenen Jahr wurden Notizbücher individuell geprägt, der Erlös ging an das Kinder- und Jugendhilfswerk »Arche«. Auch 2024 wird die Familie Schmedt mit einer besonderen Aktion dabei sein.

Lithografie, Radierung und Buchdruck werden von den ehrenamtlichen Fachleuten in der Grafischen Abteilung des Museums vorgeführt. Auch Schriftgießer, Setzer, Papiermacher und Buchbinder demonstrieren ihr Handwerk, die Herstellung von Plakatschriften mit einer historischen Holzletternfräse wird anschaulich erläutert.

Stiftung Historische Museen Hamburg | Museum der Arbeit 

Freitag, 5. 4. 2024: 17 – 21 Uhr, Eintritt 9.- Euro

Samstag, 6. 4. 2024:  10 – 18 Uhr, Eintritt 12.- Euro, erm. 9.- Euro  

Sonntag, 7. 4. 2024:   10 – 17 Uhr, Eintritt 12.- Euro, erm. 9.- Euro  

Im Eintritt ist ein umfangreiches Magazin enthalten – hier finden Sie eine Leseprobe.

Motiv: Anja Harms (druckfähiges PDF, © Anja Harms | ANJA HARMS ATELIERS)

Hier können Sie weitere Bilder für Ihre Publikationen – mit Angabe des Copyrights! – finden und in druckfähiger Auflösung herunterladen (siehe Links unter der Galerie):

Die Bücherkinder Brandenburg bei einer Veranstaltung mit Armin Schubert und Bundeskanzler Olaf Scholz. Foto: Franziska Schubert

Susanne Kauth: Freistil (Postkarte © Blinkfüer Susanne Kauth)

Jule Claudia Mahn: entfallen (Buchobjekt © Jule Claudia Mahn)

Dirk Lange: Handmarmorpapier (Porträt © Marietta Hagedorn)

Anja Harms: Menmosyne (Buchobjekt © Anja Harms)

Logbuch: Der Vampyr (Buch © Logbuch Bremen)

38Punkt: Ein Mops kam in die Küche (Leporello © 38Punkt)

In der Steindruck-Werkstatt (© Foto: Klaus Raasch)

Buchdrucker Walter Fischer (© Foto: Klaus Raasch)

Bleisatz-Poesie (© Foto: Klaus Raasch)

Maschinensatz mit Gerhard Stahl (© Foto: Klaus Raasch)

Linotype-Matrizen (© Foto: Klaus Raasch)

Holzletternfräse (© Foto: Klaus Raasch)

John Gerard: J. W. Goethe, Der Zauberlehrling (Buchobjekt © John Gerard)

Bücherkinder Brandenburg (© Franziska Schubert)